Liebfrauens neuer Klang
Ausgangslage
Die Liebfrauenkirche in Wernigerode wurde 1755 nach dem verheerenden Stadtbrand des Burgstraßenviertels gebaut. Es handelt es sich um eine Saalkirche; auf der oberen westlichen Empore steht eine berühmte Orgel von Wilhelm Sauer. Die Kirchgemeinde St. Sylvestri und Liebfrauen in Wernigerode ist grundsätzlich dazu bereit, die Kirche als Gottesdienststätte aufzugeben.
Die Kulturstiftung Wernigerode
wurde 2006 von Rainer Schulze gegründet zur Pflege und zur Beförderung der städtischen kulturellen Angebot in der Stadt Wernigerode. Sie ist eine selbständige Stiftung bürgerlichen Rechts.
Das Philharmonische Kammerorchester Wernigerode
ist seit vielen Jahrzehnten in der Stadt Wernigerode und in der näheren und weiteren Umgebung tätig. Mit seinem Dirigenten und Geschäftsführer MD Christian Fitzner gibt es Schloßfestspiele, den internationalen Klavierwettbewerb, zahlreiche Konzerte . Vom Landkreis und dem Land gewünschte Kooperationen mit den Orchestern in Halberstadt, Schönebeck oder Köthen finden meist außerhalb Wernigerodes statt, da ein passender Saal nicht zur Verfügung steht. Als einziges Orchester dieser Größenordnung verfügt das Orchester nicht über einen ständigen Konzertsaal und angemessene Proberäume.
Für die Burgstraße
ist es eine städtebauliche Notwendigkeit, die Attraktivität zu fördern. Die Liebfrauenkirche, als beherrschendes, denkmalgeschütztes Einzeldenkmal, ist dringend sanierungsbedürftig. Dies kann von der Gemeinde nicht geleistet werden. Sie liegt inmitten dieses denkmalgeschützten Stadtviertels, ihre Sanierung führt zu höherer Akzeptanz des ganzen Quartiers. In einer Entfernung von etwa 100 Metern von der Liebfrauenkirche befindet sich ein Parkplatz, der falls notwendig erweitert werden könnte.
Das Konzept
ausgehend von den oben angeführten Aspekten ist es folgerichtig, die Liebfrauenkirche zu einem Konzerthaus umzuwandeln und zum ständigen Sitz des Philharmonischen Kammerorchesters Wernigerode zu entwickeln.
Das würde die Qualität des Orchesters durch die Möglichkeit einer hochwertigen Proben-und Auftrittsmöglichkeit erhöhen.
Die Kirche selbst eignet sich durch ihre Bauweise ausgezeichnet als Konzertsaal: beste Sicht von allen Plätzen, eine ausreichend große Bühne, eine exzellente Orgel, eine Empore über der Bühne für einen Chor und eine sehr gute Akustik.
Darüber hinaus kann die Kirche für einheimische Chöre, die Musikschule, städtische Höhepunkte und Feierlichkeiten genutzt werden. Es wären etwa 500 Plätze in der Kirche möglich, also eine Größe die in den bisherigen Sälen eher nicht vorhanden ist. (Sie sind kleiner oder größer)
Der Betrieb des Kultursaales
wird von der Kulturstiftung Wernigerode organisiert. Die Stiftung hat dazu eine Agentur gegründet, die eng mit dem Kammerorchester zusammenarbeitet. Das Einzugsgebiet der Kulturkirche erstreckt sich von Goslar, Harzburg, Göttingen, Braunschweig , Vienenburg, Wolfenbüttel im Westen bis Blankenburg, Quedlinburg, Halberstadt , Aschersleben, Halle... im Osten.
In der Kirche können neben Konzerten des Orchesters stattfinden: Schauspiel, Puppenspiel, Weltmusik, Tanz, Kammermusik, Orgelkonzerte, Lesungen, Schülerkonzerte, öffentliche Proben, Gemeinschaftskonzerte mit der Musikschule und anderen Orchestern, Veranstaltungen zu städtischen Höhepunkte usw.
Diese für den Kultur Tourismus wichtigen Felder können in Wernigerode derzeit kaum bedient werden. Dies ist mit Blick auf Aufenthaltsdauer und Kultur- Reiseprogramme ein Defizit, das vermindert werden sollte.
Eine frei schwingende Holzdecke überwölbt den Raum, so dass ein Gefühl entsteht, man befände sich im Inneren eines Instrumentes.
- Villa Lila Architektengesellschaft mbH
Die Orgel der Liebfrauenkirche
Eintausend und achthundert Pfeifen in dreißig Registern, so groß ist die Königin. Erbaut von Wilhelm Sauer im Jahre 1883, einem der größten Orgelbaumeister des neunzehnten Jahrhunderts, wurde sie zu einem Meisterwerk unter den romantischen Instrumenten.
Am 27. Juni, noch im selben Jahr, begeisterte sie zum ersten Mal mit ihren Klängen in einem Gottesdienst. Heute steht sie unter Denkmalschutz, als größtes erhaltenes Instrument von Sauer in Sachsen-Anhalt.
Doch die Zeit hat ihre spuren hinterlassen. Die letzte Pflege der Orgel liegt mehr als dreißig Jahre zurück und vollständig gewartet wurde sie seit ihrer Erbauung noch nie. Abgenutzte und beschädigte mechanische Bauteile verstimmen die Töne, lassen sie als „Heuler“ ungewollt dauerhaft erklingen. Das Pfeifenwerk ist verdreckt und verstimmt, im Inneren der Orgel finden sich Schmutz und Schimmel. Eine Generalreinigung ist jedoch sehr aufwendig und teuer. Die Königin müsste komplett zerlegt werden, Pfeife für Pfeife gereinigt werden.
Drei Register müssten dabei nach ihrem historischen Vorbild fachgerecht rekonstruiert werden um den originalen Klang der Orgel wiederherzustellen, nachdem dieser im Jahre 1937 dem damaligen Zeitgeschmack nach neu angepasst wurden war. Einige der wunderschön romantischen Streichregister fehlen dem Klangbild der Königin heute sehr.
Um die neunzig bis einhunderttausend Euro Gesamtkosten der Restauration finanzieren zu können werden nun die einzelnen Pfeifen der Orgel in einem Patenschaftsprogramm freigegeben. Als Geschenk zu einer besonderen Gelegenheit oder einfach nur um eines der schönsten Instrumente des neunzehnten Jahrhunderts zu erhalten können nun Einzelne, Gruppen und selbst ganze Firmen die Patenschaft für eine oder mehrere Pfeifen übernehmen.
Die Chronik
des Konzerthauses
1230
Zur Stadtkirche von Wernigerode ernannt
1533
Erster evangelischer Gottesdienst der Stadt
1751
Ursprüngliche romanische Kirche im Brand des Burgstraßenviertels völlig zerstört
1756 bis 1762
Wiederaufbau im Barockstil, finanziert durch das Dänische Königshaus und dem regierenden Grafen Ernst zu Stolberg-Wernigerode
1760
Christian Bernhard Rode, ein Hofmaler Friedrich des Großen, malt das Altarbild
1883
Die neue Orgel von Sauer wird zum ersten mal am 27. Juni im Gottesdienst gespielt
1891
Ersetzen des kleinen Barockturms durch einen größeren Fünfknopfturm mit drei Glocken
1920er
Ersetzen der Kirchenfenster durch Buntglasfenster
1924
Einsetzen der drei neuen Stahlglocken
2018
Übergang in den Besitz der Kulturstiftung Wernigerode
Ab 2019
Umbau zu einem Konzertsaal